Die Anfänge der Christlichen Wissenschaft in Hannover

1896 reist Frau Bertha Günther-Petersen aus Hannover für einige Wochen nach Boston, U.S.A. um die Christliche Wissenschaft besser kennen zu lernen. Schon in dem Jahr nach ihrer Rückkehr wird sie als Christian Science Praktikerin in Hannover tätig.

Ihre Heilarbeit ist sehr erfolgreich, es reisen Patienten aus dem ganzen Kaiserreich zu ihr. Ab Sommer 1897 führt Günther-Petersen christlich-wissenschaftliche Gottesdienste und Mittwochabendversammlungen durch.
1898 schließen sich zwölf Christliche Wissenschaftler in Hannover als erste Kirche in Deutschland und auf dem europäischen Festland zusammen. Daraus entsteht eine starke Bewegung, die dreißig Jahre später in fast allen deutschen Mittel- und Großstädten mit großen Gemeinden vertreten war.

Im April 1902 findet die Grundsteinlegung für das Kirchengebäude in der Hildesheimer Straße 216 statt, das am 26. Oktober 1902 eingeweiht wird.

1936 begann die Verfolgung der Christlichen Wissenschaftler in ganz Deutschland durch die NSDAP.
Am 14. Juli 1941 werden in ganz Deutschland alle Christlich-Wissenschaftlichen Kirchen und Einrichtungen geschlossen. Ihr Vermögen wird enteignet und alle Bücher und Unterlagen beschlagnahmt. Gleichzeitig werden alle Funktionsträger verhaftet, verhört und viele gefoltert. Einige werden ohne Gerichtsverhandlung in Konzentrationslager deportiert.

1941 Verbot durch die Nazis

Die Christliche Wissenschaft ist den Nazis von Anfang an suspekt, weil sich ihre Theologie nicht mit der Ideologie der Nazis verträgt und weil ihre Wurzeln in den USA zu finden sind. Der Geist der Freiheit und Gerechtigkeit, wie er im Lehrbuch der Christlichen Wissenschaft verankert ist, tritt der Einstellung der Nazis zu sehr entgegen.

Es seien kurz zwei Zitate aus diesem Buch Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift von Mary Baker Eddy genannt: „Bürger der Welt, nehmt die „herrliche Freiheit der Kinder Gottes“ an und seid frei! Das ist euer göttliches Recht.“ (S. 227) und: „Gerechtigkeit ist die moralische Bedeutung von Gesetz. Ungerechtigkeit zeigt die Abwesenheit von Gesetz“ (S. 391). Sätze wie diese und der enge Kontakt zur amerikanischen Mutterkirche, vertragen sich nicht mit dem Nationalsozialismus.

Nach dem Ende des Nationalsozialismus beginnen die Menschen Deutschlands ihre jeweilige Religion wieder frei auszuüben. Die Christlichen Wissenschaftler in Hannover können ab dem 4. Oktober 1945 ihre Gottesdienste im Beethovensaal der Stadthalle abhalten. Die Sonntagsschule für Kinder und Jugendliche findet zeitgleich in einem Kellerraum der Stadthalle statt.
1949 beginnt die Enttrümmerung des Kirchengrundstücks an der Hildesheimer Straße.

1950 wird die Christliche Wissenschaft als Körperschaft des Öffentlichen Rechts für das Land Niedersachsen anerkannt. „Erste Kirche Christi, Wissenschaftler, Hannover“ wird in das Vereinsregister eingetragen. Dadurch wird die Rückübereignung des durch die NSDAP beschlagnahmten Vermögens rechtlich möglich und erfolgt prompt.
Erste Kirche verkauft ihr Grundstück an die Milchgenossenschaft und errichtet innerhalb von eineinhalb Jahren ihr neues Gebäude Am Schiffgraben 24. Im November 1951 findet dort der erste Gottesdienst statt. Anfang der 1990 Jahre wird es abgerissen und in Verbindung mit der deutschen Ärztekammer entsteht ein neues architektonisches Gesamtwerk, in dessen Mitte sich Erste Kirche, Christi, Wissenschaftler, Hannover in einem Rundbau präsentiert.